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Handy oder Industriekamera?

Warum eine Handykamera für Bildverarbeitungsanwendungen nicht ausreichend ist

Von der Qualitätskontrolle in der Industrie bis hin zur autonomen Navigation selbstfahrender Autos wird Bildverarbeitung in den unterschiedlichsten Anwendungen zur automatischen Analyse, Inspektion und Vermessung von Objekten eingesetzt.

Da gleichzeitig die Kameras in Mobiltelefonen immer besser werden, werden wir oft mit der Idee konfrontiert, Mobiltelefone auch für Inspektionsaufgaben zu verwenden. Wenn es jedoch um maschinelles Sehen geht, gibt es mehrere Gründe, warum ein Mobiltelefon für industrielle Anwendungen nicht ausreicht.

Klar, die Entwicklungen bei Handys sind rasant und es gibt jedes Jahr neue Telefone mit noch höher auflösenden Sensoren, aber bis diese Sensoren dann für den wesentlich kleineren Bildverarbeitungsmarkt verfügbar sind, vergehen oft Jahre. Auch dauert die Entwicklung einer Maschine zum Teil mehrere Jahre und bis eine Anlage marktreif ist, gibt es das eingesetzte Handy schon längst nicht mehr. Aber nicht nur die Verfügbarkeit ist ein Problem, eine Vielzahl anderer Faktoren sprechen gegen den Einsatz von Mobiltelefonen in der Bildverarbeitung.

Illustration Smartphone vs Industriekamera

Die richtige Beleuchtung ist entscheidend

robuste Industriebeleuchtung mit Kamera

Die richtige Beleuchtung ist für Bildverarbeitungs-Anwendungen unerlässlich da die Lichtmenge und Qualität der Beleuchtung die Genauigkeit der von Bildverarbeitungssystemen erzielten Ergebnisse massiv beeinflussen.

Wenn beispielsweise ein Objekt aufgrund ungeeigneter Beleuchtung zu dunkel oder zu hell erscheint, ist es meist nicht möglich, die Merkmale des Objekts genau zu erkennen oder seine Größe oder Position genau zu messen.

pvLight LED Beleuchtungen

Die Verwendung eines Mobiltelefons mit eingebauter Beleuchtung ist daher extrem herausfordernd. Die Beleuchtung des Mobiltelefons kann nur eine gewisse Menge an Licht emittieren, daher ist es oft nicht möglich, die gewünschte Beleuchtungsstärke zu erreichen. Außerdem ist es schwierig sicherzustellen, dass die Lichtintensität nicht über das gesamte Sichtfeld variiert. Die Verwendung einer externen Beleuchtung mit einem Mobiltelefon ist insofern schwierig, da die Handy-Kamera nicht mit einer externen Beleuchtung synchronisiert werden kann und die Verwendung von Dauerlicht nur bedingt möglich ist.

Die Bedeutung eines wiederholbaren, robusten Aufbaus

robuster Inspektionsaufbau mit vier Kameras

Ein reproduzierbarer, robuster Aufbau ist für Bildverarbeitungsanwendungen unerlässlich. Die Umgebung, in der das Bildverarbeitungssystem arbeitet, muss konsistent und zuverlässig sein, damit aussagekräftige Ergebnisse erzielt werden können.

Die Verwendung eines Mobiltelefons als Teil eines Bildverarbeitungssystems ist daher extrem schwierig, besonders wenn es darum geht, wiederholbare und belastbare Ergebnisse zu erzielen. Da Mobiltelefone empfindlich auf ihre Umgebung reagieren und leicht durch Veränderungen der Temperatur, der Luftfeuchtigkeit und anderer externer Faktoren beeinträchtigt werden können, ist eine robuste Einrichtung eines Prüfsystems eigentlich unmöglich. Außerdem können Mobiltelefone aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichts leicht bewegt oder verschoben werden, was die Einrichtung eines wiederholbaren und robusten Prüfszenarios zusätzlich erschwert.

Auch die Tatsache, dass ein Mobiltelefon mit der „Hand“ direkt zum Fehler geführt wird und solange in verschiedene Richtungen gehalten wird, bis sich ein guter Kontrast des Fehlers ergibt, und dann ein Bild mit hoher Auflösung geschossen wird, auf dem der Fehler fast bildfüllend abgebildet wird, erzeugt zwar eine tolle Momentaufnahme, macht aber einem reproduzierbaren Aufbau unmöglich und ist selbst bei weniger schnellen Produktionsabläufen nicht anwendbar.

Aufnahmen bewegter Objekte

Aufnahmen bewegter Objekte

Handy-Kameras sind ausschließlich mit Rolling Shutter Sensoren ausgestattet. Wenn diese Sensoren nicht ganz speziell geblitzt werden, eignen sie sich jedoch generell nicht für Messaufgaben, bei denen sich Objekte schnell bewegen, da die Aufnahmezeitpunkte zwischen der ersten und letzten Zeile unterschiedlich sind. In der industriellen Bildverarbeitung werden hierfür Global Shutter Sensoren eingesetzt, welche in Handys nicht verfügbar sind.

Unterschiedliche Objektive bzw. Brennweiten entsprechend Objektgröße und Sichtfeld

Je nach Größe eines Objekts oder des Sichtfelds werden für Bildverarbeitungsanwendungen unterschiedliche Brennweiten und Objektive benötigt. Wenn Sie beispielsweise mit einem Objekt arbeiten, das große Abmessungen hat, benötigen Sie eine kürzere Brennweite, um es in seiner Gesamtheit zu erfassen. Wenn Sie hingegen mit einem kleinen Objekt arbeiten, benötigen Sie eine längere Brennweite und ein Makroobjektiv, um kleine Details an den zu prüfenden Teilen zu erkennen.

Da die meisten Mobiltelefone nur eine feste Brennweite haben, schränkt dies die Anwendungen sehr ein. Und selbst wenn es Ihnen gelingt, verschiedene Objektive an Ihrem Mobiltelefon anzubringen, gibt es keine Garantie dafür, dass sie richtig funktionieren, da sie möglicherweise nicht mit dem Kamerasensor des Mobiltelefons kompatibel sind.

verschiedene Objektive

Langzeitverfügbarkeit

Bildverarbeitungslösungen für den industriellen Einsatz müssen stabil sein und die verwendeten Komponenten sollen möglichst auch Jahre später noch problemlos ausgetauscht werden können. Die ist bei Handy-basierten Lösungen unmöglich, da ein Handy, das heute gekauft wird, eigentlich schon wieder veraltet ist. 

verschiedenste Mobiltelefone von Einführung bis heute

Fazit

Das wohl wichtigste Unterscheidungskriterium ist die Tatsache, dass Industriekameras und Consumer-Kameras für komplett unterschiedliche Zwecke konzipiert sind und auch so eingesetzt werden sollten. Bei Handykameras ist es wichtig, dass die Bilder für das menschliche Auge perfekt aussehen und es wird viel Aufwand in die Nachbearbeitung gesteckt damit Kanten, Kontraste und Farben für den Betrachter möglichst realistisch aussehen. Bei Industriekameras dagegen erscheint das Bild für den Betrachter oft als „flau“, ist aber ideal für Vermessungen.

Allerdings erwarten Kunden oft eine Bildqualität ähnlich wie die von Handy-Kameras bekannte. Diese Qualität zu erreichen ist aber nur zu erheblich höheren Kosten möglich, denn die Optimierungs- und Vorverarbeitungsfunktionen die notwendig sind, um Bilder aufzuhübschen, zu entrauschen, zu entwackeln oder zu schärfen bzw. Farben zu korrigieren, müssen oft einzeln und kostenintensiv nachentwickelt werden.  

Daher muss sich die Bildverarbeitung oft mit weniger Auflösung begnügen. Diese Nachteile können jedoch zum Beispiel durch die Verwendung mehrerer Kameras oder dem Einsatz einer dedizierten Beleuchtung aufgehoben werden. Auch die robuste Bauweise und die Langzeitverfügbarkeit machen den Einsatz von Industriekameras für Bildverarbeitungsanwendungen im industriellen Umfeld und einen 24/7/365-Einsatz alternativlos.

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